Deutsch-lettische Schulpartnerschaft offiziell gestartet

Osnabrück, 29. August 2025 – Im historischen Friedenssaal des Rathauses wurde am Donnerstagabend eine außergewöhnliche Schulkooperation eingeläutet: Der Verein Drei Stufen hat gemeinsam mit den Gedenkstätten Gestapokeller und Augustaschacht, dem lettischen Landkreis Augšdaugava und der Gemeinde Višķi eine internationale Zusammenarbeit mit Schulen aus der Region Osnabrück sowie der Mittelschule Špogi in Lettland besiegelt.
Partner auf einen Blick:
Beteiligt sind die Alexanderschule in Wallenhorst, die Realschule Georgsmarienhütte, die Schule am Roten Berg (Oberschule Hasbergen) und die Mittelschule Špogi aus Višķi, Lettland.
Ein bedeutungsvolles Dach für die europäische Zusammenarbeit:
Der Verein Drei Stufen, gegründet 2017 von Baruch Chauskin, Kantor der Jüdischen Gemeinde Osnabrück, steht symbolisch über der Kooperation. Die Gründungsidee wurzelt in Chauskins Spurensuche nach seiner Großmutter Haja Kovnat, geb. Bleiman s.A.– und den entdeckten „drei Stufen“ einer zerstörten Synagoge in Višķi, Südost-Lettland, nach der der Verein benannt ist.
Višķi: Ort der Erinnerung:
Das lettische Višķi, einst ein „Schtetl“ – ein jüdisches Dorf – ist heute ein Dorf mit etwa 250 Einwohner*innen. Die jüdische Gemeinschaft wurde im Zuge des Zweiten Weltkriegs nahezu ausgelöscht. Auch künftig werden Gedenk-, Bildungs- und Erinnerungskultur im Fokus stehen: Im September reist erneut eine Gruppe aus dem Bereich regionaler Erinnerungsarbeit nach Višķi und Riga , um bestehende Verbindungen zu vertiefen.
Kultureller Auftakt:
Vor der Unterzeichnung erklangen musikalische Beiträge von Schülerinnen mit den Liedern „Wind of Change“ und „Looking for Freedom“ – Songs, die symbolisch den Wandel in Osteuropa widerspiegeln. Gastgeberin, Oberbürgermeisterin Katharina Pötter, betonte die Bedeutung erinnerungspolitischer Verantwortung auf lokaler wie auch auf nationaler Ebene. Anschließend gaben Vertreterinnen und Vertreter aus Lettland, darunter Landrat Vitālijs Aizbalts und Stellvertretender Landrat Jānis Proms, (ehemaliger langjähriger Bürgermeister der Gemeinde Višķi), Einblicke in die bisherige Zusammenarbeit
Unterschrift
Den Kooperationsvertragen unterschrieben die Schulleitungen Thomas Weißenburg (Hasbergen), Barbara Stahl (Realschule GmHütte), Adrian Schäfer (Vorsitzender Drei Stufen), Arne Wilms (Alexanderschule), Ināra Ondzule (Mittelschule Špogi) und SchülersprecherInnen der beteiligten Schulen.
Vielstimmigkeit im Redebeitrag:
Das Programm moderierte Peter Befeldt, stellvertretender Vorsitzender des Vereins. Redebeiträge reichten von Schulleiterin Inara Ondzule (Špogi) bis zu Vertretungen der deutschen Schulen – alle traten gemeinsam mit Schüler*innen auf.
Zukunftsperspektive:
Mit Wirkung dieser Kooperation entstehen ein deutsch-lettisches Netzwerk der Erinnerungskultur sowie ein Freundeskreis, dessen Initiierung von Adrian Schäfer (Bürgermeister von Hasbergen / Vorsitzender Verein Drei Stufen), Holger Elixmann (Präsident VfL Osnabrück) und Dr. Michael Gander (Geschäftsführer Gedenkstätten) angekündigt wurde. Viele Gäste trugen sich dabei direkt als Interessierte ein.
Feierlicher Abschluss:
Den emotionalen Abschluss bildete ein musikalischer Beitrag von Baruch Chauskin: Mit Gitarre und Gesang intonierte er ein Lied von Frieden – gefolgt von einem ergreifenden “Halleluja”. Darauf folgte die unterschriftsreife Besiegelung – mit der klaren Zielsetzung, interkulturelles Lernen zu fördern, Erinnerungskultur zu stärken und gesellschaftliches Engagement für ein friedliches Europa, besonders unter jungen Menschen, zu fördern.
Mit breiter Beteiligung:
Nun nehmen rund 1.000 Schülerinnen, Schüler und Lehrkräfte aus den vier beteiligten Schulen an dieser Kooperation teil. Die Gedenkstätten Gestapokeller und Augustaschacht sowie die künftige Gedenkstätte in Višķi werden als zentrale Lernorte eingebunden. Der Verein Drei Stufen e.V. bleibt dabei federführend und versteht sich weiterhin als Brücke zwischen Bildung, Erinnerung und interkulturellem Dialog.